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MAZ: Schadstoffmessung in Fürstenberg

MAz vom 01.02.2018:

Daten zur Umweltbelastung an der B 96 liegen nicht vor – Die MAZ beteiligt sich an der Winteraktion der Deutschen Umwelthilfe mit einer Messstelle in Fürstenberg

Von Martina Burghardt

Fürstenberg. An die 7000 Fahrzeuge durchqueren täglich auf der B 96 die Innenstadt von Fürstenberg/Havel, jedes zehnte ist ein Lkw. Wie viele Schadstoffe sie dabei hinterlassen, ist bis jetzt nicht bekannt. Deshalb beteiligt sich die Märkische Allgemeine an der heute beginnenden Aktion der Deutschen Umwelthilfe „Decke auf, wo Atmen krank macht“. Mit Hilfe von am Markt platzierten Messröhrchen wird die Belastung der Atemluft an der Straße mit dem Dieselabgasgift NO2 ermittelt. Im März analysiert ein Schweizer Labor die Röhrchen-Inhalte.

Betroffene Bürger, die sich von Autoabgasen besonders belastet fühlen, waren von der Umweltorganisation aufgerufen worden, sich an der Aktion zu beteiligen. 500 solcher Messplätze sind nun über ganz Deutschland verteilt, an ähnlich oder noch mehr belasteten Straßen. Das sind deutlich mehr als amtliche Messstationen, von denen die Hälfte „auf der grünen Wiese“ steht, wie Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe kritisiert. „Wir erwarten keine Durchschnittsergebnisse, sondern wollen herausfinden, wo Kommunen, Landesregierungen oder Bund Maßnahmen ergreifen müssen, um Menschen zu schützen“, sagte er. Die Ergebnisse der Messungen werden mit denen der staatlichen Stationen verglichen. Für das zweite Quartal hat die Deutsche Umwelthilfe eine weitere Messwelle geplant und will betroffene Bürger schulen, wie sie bei Überschreitung der Grenzwerte amtliche Messungen beantragen und ihre Rechte einfordern können.

19 Klagen hat die Deutsche Umwelthilfe selbst eingereicht, die Hälfte davon ist entschieden – positiv. Im Februar fällt die Entscheidung über Fahrverbote in Düsseldorf und Stuttgart. „Es ist perfide“, so Jürgen Resch, „dass wir uns über den Klage-Erfolg freuen und sich die Hilfe doch nur auf wenige Städte beschränkt.“

Letztlich dient die Aktion dazu, den Druck auf die Politik und die Autoindustrie zu erhöhen, einerseits die Autos nachzurüsten und andererseits die europaweit geltenden Luftqualitäts-Grenzwerte für Stickstoffdioxid einzuhalten. Dies dürfte im Sinne der Bürgerinitiativen sein, die sich in Fürstenberg/Havel für eine sinnvolle, Mensch und Natur schonende Ortsumfahrung einsetzen. Wann die Straße gebaut wird, weiß niemand. „Nach Abschluss der Vorplanung mit Alternativenprüfung soll 2018 die Entwurfsplanung beginnen“, teilte Ludwig Henning vom Landesbetrieb Straßenwesen auf MAZ-Nachfrage mit.

Bis dahin sollen die Fürstenberger entlastet werden. Die Bürgerinitiative „B 96 raus“ und der Arbeitskreis „Lebendiges Fürstenberg“ haben mittlerweile ihre Kräfte gebündelt und gemeinsam mehrere Vorschläge erarbeitet, wie der Straßenverkehr durch die Innenstadt verringert werden kann (MAZ berichtete). Das Nachtfahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen, Tempo 30 in der Ortschaft, eine höhere Lkw-Maut als auf Autobahnen und die Verlegung der Europastraße von der B 96 auf die A 20/A 11 – all dies soll für den gesamten Abschnitt der Bundesstraße zwischen Nassenheide und Neubrandenburg gelten. Bis jetzt gibt es hauptsächlich Ablehnung. Eine „20- bis 30-prozentige Reduzierung des Verkehrs durch diese Maßnahmen wäre wünschenswert“, so Bernhard Hoffmann („Lebendiges Fürstenberg“). „Aber das sind dicke Bretter, die gebohrt werden müssen.“